Mediation für die Ehe

Referatauszug von Dipl. Ing. Obereder Horst

1.     Was ist Mediation?

2.     Das Mediationsgespräch

3.     Hauptsächliche Methoden des Mediators

1. Was ist "Mediation"?  

Mediation ist ein Verfahren der Konfliktlösung.

Es ist in den 60er und 70er Jahren in den USA entwickelt worden und wird mit viel Erfolg vor allem bei der Vermittlung von Ehekonflikten und Scheidungsangelegenheiten angewendet.  

Wir beschränken uns hier natürlich auf Ehekonflikte.
Es ist ein Gebot der Stunde, solche "Ehepaare des Vertrauens", "Familienassistenten", auszubilden, an die sich ratlose Ehepaare wenden können, wenn sie mit ihren Konflikten alleine nicht mehr zurechtkommen.

Beispiel: Hilferuf per Email. Wie sollen wir in Wien helfen? Es muss jemand aus der Nähe sein und mit Konfliktvermittlung vertraut sein. Wir verwiesen auf die Schönstatt-Bewegung. 

Mit Mediation ist eine Vermittlung bei Konflikten durch unparteiische Dritte gemeint, die von beiden Ehepartnern akzeptiert werden. Es soll eine einvernehmliche Lösung gefunden werden.
Aufgabe des Mediators ist es nicht, ein Urteil zu fällen, sondern die Partner selbst sollen eine Problemlösung erarbeiten.
Bei diesen "geschützten" Gesprächen – "geschützt", weil der Dritte da ist und der Konflikt deshalb nur schwer eskalieren kann – kommen sich die Partner wieder näher, weil sie die eigentlichen Probleme, Gefühle und Interesses des anderen hören.
Es ist so möglich, Verständnis und ein neues Vertrauen zu entwickeln.
Ziel ist es letztlich, eine Lösung zu erarbeiten, mit der alle einverstanden sind und sie umsetzen wollen. Es muss also ein Konsens erzielt werden.  

2. Das Mediationsgespräch  

2.1. Es werden Grundregeln erarbeitet  

Ausreden lassen

Ich-Botschaften

Aktiv zuhören (Spiegeln) – man gibt von Zeit zu Zeit wieder, was man gehört hat und fasst es zusammen.

Keine Beleidigungen....

Möglichkeit zu Einzelgesprächen – wenn schwierige Situationen auftreten. Probleme können ohne Druck, dass der Partner mithört, geklärt werden.

Bereitschaft, sich auf diese Regeln einzulassen, wird erfragt.

2.2. Die Sichtweise der einzelnen Partner darlegen lassen

Jeder hat nun die Gelegenheit, den Konflikt aus seiner Sicht zu erzählen.

Jeder bekommt soviel Zeit, wie nötig ist, um alles auszusprechen.

Der Mediator hört aktiv zu, stellt gegebenenfalls Fragen und fasst das Gehörte zusammen.

Der Partner muss seine Erwiderung verschieben.

2.3. Konflikterhellung  

Die dem Konflikt zugrunde liegenden Hintergründe, Gefühle und Interessen sollen zum Ausdruck gebracht werden.

Der Mediator soll geeignete Fragen stellen, so dass wirklich alle Hintergründe klar erhellt werden.  

Zunehmend sollen die Partner miteinander sprechen. Kernsätze sollen in eigenen Worten vom Partner wiedergegeben werden bzw. zusammengefasst werden (Spiegeln). 

2.4. Problemlösungsmöglichkeiten  

Durch die vorhergehende Phase können sich die Partner wieder besser verstehen, so dass sie imstande sind, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Hier ist aus dem "Konflikt" ein "Problem" geworden.

Der Mediator kann bei diesem Brainstorming mithelfen, um kreative Ideen zu sammeln.

Beispiele:

"Wären Sie einverstanden, alles auszusprechen, was Sie am anderen schätzen"? 

Liste anfertigen lassen; jede Woche eine gute Eigenschaft dazuschreiben und sagen

Es muss alles konkret sein. (z.B. "Georg mäht regelmäßig den Rasen, ohne dass ich ihm etwas sagen muss.")

2.5. Übereinkunft  

Die Partner treffen eine Vereinbarung. Das Ganze wird schriftlich festgehalten und unterschrieben. Wie soll eine Übereinkunft formuliert sein?

Benütze eine einfache, klaren Sprache!

Sei spezifisch!
Details werden ganz konkret und spezifisch angegeben. (Wann? Wieviel? Wo?)

Benütze eine "positive" Sprache!

Als eine Lösung kann z.B. herauskommen: Die positiven Eigenschaften des andern herausstellen, ihn loben und ein Kompliment annehmen. (Einübung von Wertschätzung)  

2.6. Grundgedanken der Mediation  

Einer destruktiven Konfliktlösung keinen Raum geben.

Die Menschen dadurch "konfliktfähig" zu machen, denn die in der Mediation erlernte Fähigkeiten sind nützlich, um zukünftige Konflikte zu lösen.

Durch Mediation bleibt das Selbstwertgefühl der Partner am ehesten erhalten (was bei destruktiven Konflikten nicht der Fall ist; schon gar nicht, wenn sie vor Gericht gehen).

Liegt das Hauptproblem aber in der Person eines Partners (bei pathologischer Persönlichkeit) ist aber eine Therapie angezeigt (z.B. Alkoholiker oder andere schwere psychische Störung).

Vom Kampf der Argumente zum Entwurf neuartiger Lösungen zu kommen.

Beim der Argumentationsmethode werden meist die "Fronten" immer starrer.

Es werden keine neuen Ideen entwickelt, sondern die ganze Energie dazu verwendet, die Idee des andern zu schwächen, anstelle die Idee zu verbessern.

Beim Entwurf von neuen Lösungen blickt man nach vorne, auf etwas, was neu geschaffen werden kann.

3. Hauptsächliche Methoden des Mediators  

Starten und Steuern.

Anweisungen geben, die von einer Stufe zur anderen führen. Diese können ziemlich direktiv, klare Wünsche oder freie Anregungen und Vorschläge sein.

Hilfen, um den Mediationsvorgang zu steuern finden sich in den Krisenbewältigungsstrategien. Diese sollen im Hinterkopf gegenwärtig sein, denn sicher sind 90% des Konflikthintergrundes durch sie abgedeckt. Der Mediator ist z.B. behilflich, Gefühle auszudrücken. Er kann direkt nach Gefühlen fragen:
"Wie haben Sie sich damals gefühlt, als..."
"Was geht in Ihnen vor, wenn Sie hören, dass..."
"Wann fühlen Sie sich am meisten missverstanden?"
"Wann fühlen Sie sich nicht geliebt?"

Unterbrechen und Abbremsen.

Eingreifen, um ev. Schaden zu verhindern, Sachverhalte bewusst machen, ev. eine grundsätzliche Richtungsänderung einleiten.

Abschließen und Stoppen.

Wenn das Thema nicht zu Ende gebracht werden kann, den Prozess vertagen, aber so beenden, dass positive Gefühle bleiben.