Glaubens - Gespräche
Liebe Mitchristen!
Von den Emausjüngern heißt es im Lukas-Evangelium:
"Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und
ging mit ihnen" (Lk 24,15). Dies ist meines Erachtens von großer Bedeutung,
dass wir in der Familie, im Freundeskreis oder in der Pfarre unsere Gedanken
zum Glauben austauschen und Jesus selber dabei ist. Es ist sehr zutreffend,
wenn im neuen Katechismus gesagt wird: "Niemand kann für sich allein
glauben, wie auch niemand für sich allein leben kann. Niemand hat sich selbst
den Glauben gegeben, wie auch niemand sich selbst das Leben gegeben hat"
(KKK 166).
Wie
erwacht der Glaube ?
Es ist gar nicht leicht, begreiflich zu machen, was mit
"Glauben" im christlichen Sinn gemeint ist. Im Grunde genommen ist es
ein großes Geheimnis. Das eine scheint mir, gehört dazu: Christus muss in einem
Menschen "aufleuchten" als Heilsbringer.
Gott
spricht uns an
Solange wir leben, wird Gott nie aufhören, uns in
unterschiedlicher Weise anzusprechen. Es ist sehr trostvoll und zugleich eine
ständige Anregung, wenn es im IV. Hochgebet von Gott in Bezug auf den
sündhaften Menschen heißt: "Als er im Ungehorsam Seine (Gottes)
Freundschaft verlor und der Macht des Todes verfiel, hat Er ihn dennoch nicht
verlassen, sondern voll Erbarmen allen geholfen, Dich zu suchen und zu
finden."
Glauben bedeutet wahrnehmen, dass Gott uns in den verschiedenen Situationen
unseres Lebens anspricht. Die Begegnung mit Christus lässt uns erkennen, dass
Glaube nicht ein theoretisches Hirngespinst ist oder nur ein subjektives
Gefühl, sondern etwas, das unserem Leben Licht und Wärme schenken will,
zugleich aber unsere freiwillige Antwort herausfordert und - wenn wir mittun -
unsere Liebe zu Gott und den anderen weckt: Glaube schafft Freude.
Sich
mit dem Glauben befassen
Es ist notwendig, dass wir uns den Aussagen des Glaubens mit
Interesse zuwenden. Der Glaube gründet im Hören der Botschaft Christi (vgl Röm 10,17), lehrt der hl. Paulus und wir alle müssen
sie bedenken. Das ist eine der Bedeutungen des neuen Katechismus der
Katholischen Kirche. Er bietet eine reichhaltige Zusammenschau des christlichen
Glaubens an und vermittelt hilfreiche Orientierung, die in unserer
pluralistischen Gesellschaft nötiger ist denn je.
Der Heilige Vater hat vor kurzem in einer Ansprache eigens darauf hingewiesen,
dass dieses neue Grundbuch des Glaubens, das wir nun als Frucht des II.
Vatikanischen Konzils zur Verfügung haben, nicht bloß als
Hintergrundinformation für die Abfassung von Glaubensbüchern gedacht ist,
sondern für alle Gläubigen von großem persönlichem Nutzen sein kann. "Er
(der Katechismus) kann nicht nur als ein Vorstadium für die Ausarbeitung der
Ortskatechismen angesehen werden, sondern er ist vielmehr für alle Gläubigen bestimmt,
die fähig sind, ihn zu lesen, ihn zu verstehen und ihn in ihr christliches
Leben aufzunehmen" (Ansprache, 29. April 1993).
Einander
zum tieferen Glauben verhelfen
Ich möchte Sie und eigentlich alle Gläubigen dazu ermutigen,
sich dieses informative Glaubensbuch zu erwerben und es zur persönlichen oder
gemeinsamen Lektüre, als Grundlage für Gespräche und Möglichkeit zur Vertiefung
regelmäßig zu verwenden. Es zeigt sich, dass die Sprache des Katechismus den
meisten Menschen bei gutem Willen verständlich ist, auch wenn - wie bei allen
tieferen geistig-geistlichen Büchern - eine gewisse Geduld und Widmung
erforderlich sind. Es wäre ein Gewinn, wenn das Erscheinen des neuen
Katechismus ein Anlass wäre, um in der Familie, im Freundeskreis, in einer
Runde usw. z.B. wöchentlich eine Stunde der Glaubensvertiefung zu widmen. Der
Katechismus kann Kapitelweise nach und nach gelesen werden. Es kann günstig
sein, dass jemand das Glaubensgespräch ein wenig vorbereitet, die wichtigsten
Aussagen zusammenfasst, bestimmte Zitate wörtlich anführt und dann zum
gemeinsamen Überlegen einlädt. Es gibt vielerlei Arten, wie solche
Glaubensgespräche geführt werden können.
Noch auf etwas anderes möchte ich aufmerksam machen:
Christlicher
Glaube ist nur in der Kraft des Heiligen Geistes möglich.
Um den Heiligen Geist bitten
Im neuen Katechismus heißt es: "Man
kann nicht an Jesus Christus glauben, ohne an Seinem Geist Anteil zu haben: Der
Heilige Geist offenbart dem Menschen, wer Jesus ist." Und die hl. Schrift
selbst sagt: "Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!,
wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet" (1 Kor 12,3). "Der Geist
ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes ..." (1 Kor 2,10-11)
(152).
Es ist von großer Bedeutung, um den Heiligen Geist zu bitten, wenn wir uns mit
den Fragen des Glaubens befassen. Zugleich müssen wir uns dessen bewusst sein,
dass die Botschaft Gottes mit unserem Leben in Bezug steht, auch wenn wir dies
nicht immer sogleich und auch nicht in allen Belangen im gleichen Ausmaße
erkennen können. Wir müssen uns auch vor Augen halten, dass die Aufnahme der
Botschaft die Bereitschaft zu einer entsprechenden Lebensgestaltung und nicht
selten auch zu einer Veränderung der Denk- und Verhaltensweise voraussetzt. Wir
sollten Verlangen haben nach einem Vorgang, der unser Leben beeinflussen wird,
wenn wir uns mit dem Glauben auseinandersetzen. Nie sollte in unseren
Gesprächen mit Christus und miteinander die Frage fehlen: Welche Konsequenzen
hat das für mich? Oder in der Runde: Welche Folgerungen sollen wir für unsere
Lebensgestaltung ziehen?
Möge Maria durch ihre Fürsprache erwirken, dass wir Christus aufnehmen und
Seinen Geist - den Heiligen Geist - eindringen lassen in unser Herz und wir
erkennen, dass Er - Christus - der Eckstein und das Heil ist!
Bei der Bemühung um fruchtbare Glaubensgespräche wünscht Ihnen Gottes Führung
und Gottes Segen
+ Klaus Küng