Als ich eines Tages auf die folgenden Worte des berühmten Mathematikers und Philosophen Pascale stieß, hat es mich förmlich elektrisiert! „Ja, genau, mit diesen Worten wird unsere heutige Gesellschaft auf das Treffendste charakterisiert!“ dachte ich mir. Und diese Worte möchte ich Ihnen nun vorlesen:
„Wenn alles in Bewegung ist, und ich mitten drinnen in diesem Geschehen bin, dann kann ich nicht feststellen, wohin sich etwas bewegt. Wenn ich auf einem Schiff bin, das sich vom Ufer entfernt, dann meine ich, die Menschen, die auf dem Ufer stehen würden sich entfernen. Wenn alle gleichzeitig gegen einen Abgrund zuschreiten, würde keiner zu sich sagen, dass er dorthin geht.
Nur wer einen festen Punkt hat, kann beurteilen, wohin sich die anderen bewegen. Wer ein Leben in Unordnung führt, wirft denen, die in Ordnung leben, vor, dass sie sich von der Natur entfernen. Aber um darüber urteilen zu können, muss man einen festen Punkt haben.“
Jeder Mensch, jede Familie ist auf dem Weg. Damit das Gehen auf einem Weg
aber sinnvoll ist, muss man das Ziel kennen. Man braucht Orientierungshilfen,
Wegweiser, einen festen Bezugspunkt.
„Nur wer einen festen Punkt hat, kann beurteilen wohin sich die anderen
bewegen“ – und wohin ich mich selber bewege.
Haben wir diesen festen Punkt? Hat ihn unsere Gesellschaft?
Wir wollen in unserem Referat zu einigen wichtigen Bereichen der Familie
Stellung nehmen; den heutigen Zustand kurz skizzieren und nach
Lösungsmöglichkeiten Ausschau halten.
Zuerst das Zeugnis eines jungen Menschen, das ich vor einiger Zeit gehört habe:
„Mein Gaube wurde in meiner Familie grundgelegt! In meiner Familie habe ich gelernt, was gut und was schlecht ist – nach welchen Werten ich mich ausrichten soll.“
Ist das ein „Ausnahmefall“? Ja, es scheint so!
Dieses Ideal ist weitgehend verloren gegangen. Die christlichen Werte, die das
Leben bestimmen sollten, werden teilweise überhaupt nicht mehr gekannt.
Bei einem Besuch bei guten Bekannten mussten wir feststellen, dass das
Zusammenleben vor der Ehe zu den selbstverständlichsten Dingen auf der Welt
gehört. Ebenso verhält es sich mit den vorehelichen sexuellen Beziehungen, bei
denen an eine festere Bindung von vorneherein gleich gar nicht gedacht wird.
Und wie sieht es bei den geschlossenen Ehen aus? Je nach Region beträgt die
Scheidungsrate 30 bis 50 %. Ja. wenn das so ist, wozu dann überhaupt noch
heiraten? argumentieren viele, vor allem junge Menschen und wollen auch gar
nicht mehr heiraten.
Die Abtreibung wird von der Mehrheit als Notlösung oder als einzig vernünftige
Lösung akzeptiert. Die „Kultur des Todes“ hat sich etabliert – und befindet
sich weiterhin im Trend.
Neuestes Beispiel zur Illustration:
Die Broschüre des Bundesministeriums für soziale Sicherheit und Generationen mit dem Titel:
„Love, Sex und so ...“
S 33: „Deine Gefühle sind ok. Vielleicht hast du gerade Gefühle für Personen des eigenen Geschlechts. Das ist ok. Du musst dich nicht entscheiden, dich nicht festlegen.“
S 36: "Ob mehrmals am Tag, hin und wieder oder gar nicht – Selbstbefriedigung ist nichts Außergewöhnliches und weder körperlich noch psychisch schädlich. Sich selbst befriedigen ist für die meisten Menschen das erste sexuelle Erlebnis – und es ist gut, seinen Körper, die eigenen Wünsche und Sehnsüchte kennen zu lernen.“
S 37: Petting: „Genießt alles, was für euch beide angenehm ist!“
S 63: „Wenn’s schief geht ... gibt es die Möglichkeit eine Schwangerschaft im Nachhinein zu verhindern. Seit einiger Zeit gibt es dafür in Österreich eine „Pille danach“.“
S72: „Schwangerschaftsabbruch“ - “Vom Schwangerschaftsabbruch selbst spürt man während der Narkose gar nichts. Nachherfühlen sich die meisten Frauen wie während der Regel.“
Die Legalisierung der Euthanasie ist auch in weiteren Staaten nur eine Frage der Zeit. Im Katechismus der Katholischen Kirche lesen wir:
„Die Sünde schafft einen Hang zur Sünde" (KKK 1865)
„Die Sünde neigt dazu, sich zu wiederholen und zu verstärken." (KKK 1866)
Die Sünde wird zum Normalen. Wie Pascal sagt: „Wenn alle gleichzeitig gegen einem Abgrund zuschreiten, würde keiner zu sich sagen, dass er dorthin geht... Wer ein Leben in Unordnung führt, wirft denen, die in Ordnung leben, vor, dass sie sich von der Natur entfernen.“ Aus diesem Grund findet sich auch in der Öffentlichkeit dieser Geist, der einer ungeordneten Sexualität und der Kultur des Todes entspringt. Er findet sich vielfach in der Politik, in den Medien, im Denken des Volkes und selbst in immer größer werdenden kirchlichen Gruppen.
Ein aktuelles Beispiel:
Zusätzlich zum blasphemischen Bild „marriage between heaven and hell“, das über dem Tabernakel der Linzer Friedenskirche aufgehängt wurde, gab es auch ein spirituelles Angebot vom Bildungswerk der Pfarre mit dem Titel: „Homosexualität, da hat sich was geändert!“ Und der Familienreferent der Diözese Linz war ein Verteidiger der Homosexualität.
Es ist nahe liegend zu sagen: Was soll ich gegen diese Flut einer negativen
Kampagne gegen Ehe, Familie, Treue, Gott und das Leben tun? Aber lassen wir
uns nicht demoralisieren! Werden wir nicht mutlos, denn genau dort, wo sich
Verwirrung, Verwirrung und Finsternis breit machen, setzt die christliche
Hoffnung an.
Wir brauchen nur diesen „festen Punkt“, um richtig beurteilen, planen, raten
und handeln zu können. Um mich selber zum Positiven verändern zu können und zu
einer hoffnungsreichen Vision für die Familie von heute zu kommen.
Wir brauchen Jesus! ER ist der einzige Fixpunkt, der mit Ziel und Richtung
zeigt. Er selber ist der Weg.
Es ist daher notwendig, eine Entscheidung zu treffen, seinen „festen Punkt“
zu suchen, den eigenen Standort festzulegen. Es ist dies eine ernste
Entscheidung. Ich will mich doch nicht irgendwie treiben lassen und mit der
Masse gehen, auch wenn sie dem Abgrund zuschreitet! Das will doch sicher
niemand von uns!
Wir kommen aus Oberösterreich, deshalb steht uns Franz Jägerstätter besonders
nahe. Er hat in der so schwierigen Zeit des Nationalsozialismus eine
existentielle Entscheidung getroffen, seinen „festen Punkt“ nicht verlassen.
In einem Traum sah er einen Zug, in den alle einsteigen wollten. Als er aber erkannte, dass dieser Zug einem Abgrund zurast, wollte er unter keinen Umständen in diesem Zug mitfahren.
Letztlich – viele Jahre später – kostete ihm diese Entscheidung für
Christus das Leben. Er nahm lieber das Todesurteil an als gegen sein Gewissen
zu handeln.
Wir riskieren in Österreich nicht unser Leben, wenn wir uns für Jesus
entscheiden. In unserem Land hat heute kaum jemand einen Nachteil zu erwarten,
wenn er eine Entscheidung für Jesus trifft. Trifft er sie aber nicht, so wird
er sich vom Zeitgeist treiben lassen und möglicherweise – um wieder mit den
Worten Pascals zu sprechen – einem Abgrund zuschreiten.
Jemand fragte einmal: „Wie geht das, wenn ich mich für den Herrn entscheide?“
Der Befragte antwortete: „So genau weiß ich es auch nicht. Aber das eine weiß
ich: Du musst es täglich immer wieder tun!“
Eine erste Konsequenz aus der Entscheidung für den Herrn, ist das Gebet!
So wie wir auf den Feldern nichts ernten können, wenn wir zuvor nicht
gesät haben, verhält es sich in allen Bereichen unseres Lebens. Wir müssen
säen, wenn wir ernten wollen. Wir müssen etwas investieren, um Früchte zu
sehen.
Wollen wir ein christliches Leben führen, müssen wir beten! Das Gebet
entspricht der Saat, ohne der es keine Früchte gibt.
„Ohne mich könnt ihr nichts tun!“ sagt Jesus. Er selbst ist ja der Weg, die
Wahrheit und das Leben. Er ist der absolute Standpunkt, auf den hin alles
erschaffen ist.
Jesus erzählt das Gleichnis vom Weinstock und sagt uns, dass die Rebe, die
nicht mit dem Weinstock verbunden ist, verdorrt und keine Früchte bringen
kann. Wenn wir gute Früchte hervorbringen wollen, müssen wir immer die
Verbindung mit dem Herrn suchen – unseren Platz am Weinstock. Kurz und bündig
gesagt: Wir müssen BETEN! -.
Jeder Einzelne wird seine Gebetsformen entwickeln. Darüber hinaus soll die
GANZE Familie gemeinsam beten!
Persönliches Zeugnis:
Um allen Mut zu machen, die bisher noch nicht gemeinsam gebetet haben: Ingeborg und ich sind in einem ziemlich liberalen Elternhaus aufgewachsen, gemeinsam gebetet haben wir eigentlich nur zu Weihnachten vor dem Christbaum.
Auf unserer Hochzeitsreise ( 7 Wochen mit dem Zelt) haben wir begonnen, gemeinsam den Rosenkranz zu beten. Am Anfang war es nur ein Gesätzchen, einige Tage später meinten wir, dass wir eigentlich nicht überfordert wären, wenn wir zwei Gesätzchen beten. Schließlich, als wir unsere Hochzeitsreise beendet hatten, war es für uns schon selbstverständlich, den ganzen Rosenkranz gemeinsam zu beten. Wir haben auch zu Hause das gemeinsame Rosenkranzgebet fortgesetzt. Inzwischen sind 36 Jahre vergangen – und wir haben es nie bereut!
Gibt es das Familiengebet bisher nicht – fangen sie einfach an! Man muss alles ein erstes Mal tun und die „Schwellenangst“, falsche Scham u.a. überwinden. Fangen Sie EINFACH an, es gibt viele Gelegenheiten:
Tischgebet
Es kann ganz kurz sein; soll dem Alter der Kinder entsprechen; Gebetswürfel- immer darf ein anderes Kind würfeln.
Das Tischgebet ist eine vorzügliche Einübung in das Danken. Die Tiere können Gott nicht danken – aber wir – Gottes Ebenbilder sind dazu imstande.
Morgen- und Abendgebet
Das gemeinsame Morgengebet gelingt oft am wenigsten. Jeder muss schnell in eine andere Richtung. Aber ohne persönliches Gebet sollte der Tag nicht beginnen!
Das Abendgebet hingegen ist besonders geeignet, um gemeinsam in der Familie zu beten. Es ist sehr bewährt, einen Ort im Haus zu schaffen, der eine sakrale Atmosphäre ausstrahlt. Einen „Herrgottswinkel“, einen „Hausaltar“. Wir finden hier das Kreuz, eine Ikone, vielleicht auch eine Bibel und eine Kerze. Hier versammelt sich die ganze Familie, um gemeinsam zu beten: Gott zu loben, Ihm zu danken und um Fürsprache zu halten. Wenn es notwendig ist, dann soll auch hier Vergebung ausgesprochen werden, damit jeder mit Frieden im Herzen einschlafen kann.
Frère Roger von Taizé sagt über die notwendige Vergebung: „In jeder Familie soll eine Gebetsecke sein. Dort soll man sich versammeln, um sich zu versöhnen. Selbst wenn man die Versöhnung nicht mit Worten aussprechen kann, soll man 10 Minuten dort in Schweigen zubringen. Dann schenkt Gott jedem die Kraft zur Vergebung.“
Zeugnis: L’Ile Bouchard:
Etwas südlich von Tours liegt dieser kleine Wallfahrtsort. 1948 ist dort die
Muttergottes sechsmal einigen kleinen Kindern erschienen. Im übrigen stehen
diese Erscheinungen unmittelbar vor der Anerkennung. Wir konnten im vorigen
Jahr kurz eine der Seherinnen – Jaqueline – besuchen und ich fragte sie nach
der Botschaft. Jaqueline antwortete:
„Die Botschaft ist ganz kurz: Die Familien sollen gemeinsam beten. Auch die
ganz kleinen Kinder sollen beten!“
– In Frankreich wird es dem Gebet auf Grund dieser Erscheinungen
zugeschrieben, dass es bei den nachfolgenden kritischen Wahlen nicht
kommunistisch geworden ist.
Hinweisen möchte ich noch auf die Familiennovene, die Ihr Bischof
herausgegeben hat. Für einen Tag ist jeweils nur ein kurzer Text vorgesehen.
Wer aber diese Novene über längere Zeit betet, wird sich mehr bewusst, welch
großes Geschenk die Familie ist. Er wird dieses Geschenk so gut wie möglich
bewahren und pflegen und die Hilfe Gottes anrufen
Im übrigen besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Scheidungsrate und dem
Gebet in der Familie. Eine Untersuchung in den USA hat Folgendes ergeben: In
einer Ehe, wo nicht gebetet wurde, war die Scheidungsziffer eins zu zwei; in
einer Familie, in der ein Elternteil religiös lebte, war die Zahl 1: 35. In
Familien, in denen beide Teile religiös lebten, war die Ziffer 1: 500.
Die Studie eines Würzburger Theologen ergab sogar, dass die Scheidungsziffer
bei Familien, die zusammen beten 1: 1105 war.
Die Familie ist eine Gemeinschaft. Das heißt sie hat vieles gemeinsam,
wohnt zusammen, isst zusammen, sie teilt Freud und Leid, hat Interesse
aneinander, geht auf die Bedürfnisse des anderes ein, hat gemeinsame Ziele und
vieles anderes mehr.
Ja, ist es in der Praxis wirklich so?
Beispiel:
Wenn wir in unser Haus in den Bergen bei Windischgarsten fahren, kommen wir bei einem Drachenflug-Landeplatz vorbei. Da sehen wir die Ehefrauen mit ihren kleinen Kindern stehen und warten, bis der Papa aus der Luft daher segelt. Sie stehen und warten stundenlang! Welch ein Vergnügen, denken wir oft. Für den Vater! Und was ist mit den Kindern? Was mit der Ehefrau? Drückt sich die Gemeinschaft, die eine Familie sein soll, auf diese Weise aus?
Bei unseren Drachenfliegern aber es handelt sich nicht um Einzelfälle.
Nicht nur im „Egoland“ – diesen Namen hätte bezeichnenderweise diese
Pyhrn-Priel-Region erhalten sollen (was Gott sei Dank nun doch mehrheitlich
abgelehnt wurde) - wird das Ego gepflegt.
Ein „Egoland“ findet sich in vielen Familien. Der Vater ist am Fußballplatz
oder sitzt vor dem Computer. Es gibt ja so interessante Computerspiele! Oder
er surft im Internet.
Die Mutter sitzt vor dem Fernseher, um sich endlich entspannen zu können. Sie
arbeitet ja die ganze Woche über so hart. Oder sie ist mit der Hausarbeit
beschäftigt, die immer liegen geblieben ist und nun endlich erledigt werden
muss.
Die Kinder sind bei Freunden oder – wenn sie schon älter sind – in einer Disko
oder sonst irgendwo. Jedenfalls nicht zu Hause!
Aber den Kindern geht es bestens! Sie haben alles, bekommen alles: Handy,
Taschengeld, teure Markenware zum Anziehen, Skateboards, Computerspiele,
eigenen Fernsehapparat...
Ist dies alles nicht eine unbewusste „Wiedergutmachung“ für die mangelnde
Zuwendung? Für die Zeit, die wir für unsere Kinder nicht haben?
„Aber alle machen es so!“ denken sie vielleicht. „Auch ich habe ein Recht
auf meine Erholung.“ oder „Ohne den Verdienst der Frau geht es nicht. Wie
sollen wir sonst den Kredit für unser Haus zurückzahlen?“
Sicher findet und hat jeder Gründe für sein Verhalten. Aber wissen wir
wirklich, wohin wir im Grunde steuern. Pascal hatte all zu recht, wenn er
sagt: „Wenn alles in Bewegung ist, und ich mitten drinnen in diesem Geschehen
bin, dann kann ich nicht feststellen, wohin sich etwas bewegt“. Ich muss mich
wieder auf meinen „festen Punkt“ besinnen, um die richtige Orientierung zu
gewinnen. Ich muss die Richtigkeit und den Wahrheitsgehalt meines gewohnten
Denkens überprüfen und zwar vom Plan und Willen Gottes aus. Der Herr ist mein
fester Bezugspunkt. Von Gott will ich mich bestimmen lassen, nicht vom
jeweiligen Trend in der Gesellschaft.
Die Frage, der wir uns stellen müssen, lautet also: Wie schaffen wir mehr
Gemeinschaft? Ausziehen aus dem „Egoland“ – ist eine erste Voraussetzung.
Gemeinsamkeit ohne Opfer des Einzelnen ist nicht möglich. Jeder muss einmal
auf etwas verzichten, das ihm lieber wäre; jeder muss bis zu einem gewissen
Grad kompromissbereit sein und auf den andern eingehen.
Viktor Frankl, der Begründer der weltweit anerkannten Logotherapie, sagte
treffen: Das Ziel des Menschen ist nicht die Verwirklichung des Selbst, denn
der Mensch ist daraufhin angelegt, sich selbst zu transzendieren. Nur in der
Erfüllung einer Aufgabe oder in der Hingabe an eine Person kann er Erfüllung,
kann er Sinn finden. Als Beispiel führt er das Auge an: Wenn es etwas von sich
selbst wahrnimmt, ist es krank. Seinen vollen Sinn kann es nur erfüllen, wenn
es ganz auf andere ausgerichtet ist.
„Sich selbst verwirklichen kann der Mensch also eigentlich
nur in dem Maße,
in dem er sich selbst vergisst, in dem er, wie das Auge sich selbst
übersieht.“
Der größte Psychologe aller Zeiten, unser Herr, sagt im Evangelium: „Wenn
einer sein Leben liebt, wird er es verlieren, wenn er es aber verliert, wird
er es gewinnen.“ Das stimmt nicht nur auf der geistlichen Ebene, sondern auch
auf der rein natürlichen. Wer nur darum bemüht ist, sein Leben zu lieben –
also auf seinen eigenen Nutzen, seine eigenen Vorteile, seine eignen
Interessen bedacht ist und auf andere keine oder kaum Rücksicht nimmt, wird
sein Leben verlieren. Er wird weder Sinn, noch Glück, noch Erfüllung finden.
Der selbstlose Einsatz, die in Liebe erbrachte Arbeit, der Verzicht und die
Opfer zugunsten der Familie hingegen werden sich lohnen.
Nicht der Egozentrismus im Egoland, nicht das krampfhafte Bemühen um das
eigene Glück werden mir letztlich die Erfüllung bringen, sondern das Eingehen
auf die Bedürfnisse meiner Familie und die Freude an ihrer Freude.
Im Folgenden wollen wir einige Anregungen geben, wie die Gemeinschaft in der
Familie besser gelingen kann.
Kein Tag ist geeigneter als der Sonntag, um die Familie näher zueinander zu bringen. Der Sonntag ist für viele Christen noch immer “der Tag des Herrn und der Tag der Familie“
Gemeinsame Heilige Messe
Wie schön ist es, wenn am Sonntagmorgen die ganze Familie gemeinsam zu Messe geht; wenn die Kinder Stück für Stück in das Geheimnis der Messe eingeführt werden.
Manche Familien bereiten sich am Samstag Abend auf den Sonntag vor, indem sie das Sonntagsevangelium lesen und darüber sprechen. Es gibt gute Anregungen für die Gestaltung des Sonntags als Feiertag. Sie können sie aufgreifen oder Ihre Kreativität voll zur Entfaltung bringen.
Sonntag als „Tag der Familie"
Ein Zweites ist die Gestaltung des Sonntags als „Tag der Familie“. Den Kindern mehr Zeit und weniger Geld zu schenken – das bringt gute Früchte.
Eine Umfrage ergab: Spielen mit den Eltern ist den Kindern lieber als ein neues Spielzeug. Zumindest am Sonntag sollen die Kinder merken, dass sie Eltern haben – und nicht nur Financiers!
Wenn das Klima passt, wenn es von Heiterkeit und Fröhlichkeit bestimmt ist,
wenn Dinge unternommen werden, die auch für die Kinder interessant sind, dann
wird es nicht so früh heißen: „Unsere Kinder tun nicht mehr mit!“
Wir haben früh begonnen, unsere Kinder fürs Wandern zu trainieren. Da haben
wir Indianer gespielt und Verstecken. Wir sind Boot gefahren, sind auf Gipfel
gestiegen, haben Märchen nachgespielt; wir haben seltene Blumen gefunden,
Tiere beobachtet, und bewusst wahrgenommen, was uns umgibt. Wie viel gibt es
da zu entdecken!
Jede Familie wird das finden, wo alle Freude haben. Die ganze Woche wird von
einem schönen Sonntag her Glanz bekommen. Wir finden näher zueinander und
tanken für die ganze Woche auf. Oder sagen wir es mit einem modernen Ausdruck:
Ein schöner, gemeinsam gestalteter Sonntag erhöht die Lebensqualität.
Eine Statistik sagt, dass ein Ehepaar im Durchschnitt 8 Minuten am
Tag miteinander. spricht. Jedes Herrchen oder Frauchen spricht mehr mit seinem
Hund!
Das Gespräch aber ist notwendig, wenn es eine gute Beziehung zwischen den
Ehepartnern, zwischen den Eltern und Kindern bestehen soll. Es gibt viele
Arten des Gesprächs. Wir werden über Alltägliches, über Probleme, unsere
Gedanken und Ansichten, und hoffentlich auch über unsere Gefühle und
Empfindungen sprechen.
Meistens ist es für die Frauen wichtiger zu reden als für die Männer. Nicht
von ungefähr kam es zu dem Sprichwort: „Ein Mann ein Wort, eine Frau ein
Wörterbuch.“
Manchmal ist es so, dass die Frau über ein Problem spricht und der Mann sofort
eine Lösung weiß. Der Mann will Probleme lösen, die Frau aber will einfach nur
Anteilnahme. Sie möchte, dass er zuhört, teilhat an ihren Gedanken und
Gefühlen, möchte durch seine Anteilnahme Wertschätzung erfahren.
Also, liebe Ehemänner: Bitte hört euren Frauen aufmerksam zu. Wenn die Frauen
eher lieber reden als die Männer, so wollen die Männer zumeist lieber etwas
unternehmen als die Frauen. Sie wollen eine Frau, mit der man „Pferde stehlen
kann.“
Wesentlich ist, dass die Eheleute bzw. die ganze Familie eine gute
Kommunikation pflegt und viel miteinander unternimmt.
Die Arge für katholische Familienbildung stellt in einem Jahresbericht fest: „Ungenügende Konfliktlösefertigkeit und mangelnde Gesprächsfähigkeit ist eine Hauptursache für eine Vielzahl von Ehescheidungen.“
Ein Ehepaar feierte das Goldene Hochzeit. Es war bekannt, dass dieses Ehepaar noch nie gestritten hatte. Bei der Festtafel bat ein Gast: „Ach, bitte, verratet uns doch euer Geheimnis! Wie ist es euch gelungen, nie zu streiten?“
Der Jubilar antwortete nach einigem Zögern: „Nun ja, an unserem Hochzeitstag haben meine Frau und ich vereinbart, dass wir nie streiten wollen. Wenn ich mit einem Streit beginnen wollte, ging ich in den Keller, meine Frau in die Küche. So habe ich mein halbes Leben im Keller, meine Frau ihr halbes Leben in der Küche verbracht.
Darin besteht natürlich nicht die richtige Konflilktlöse-Strategie!
Es ist normal, dass es in einer Familie Konflikte gibt. Auch in der
christlichen Familie gibt es sie. Doch wie sie gelöst werden - darauf kommt es
an!
Es gibt Grundregeln für eine möglichst gute Konfliktlösung, die sich jeder
aneignen kann. Am Wichtigsten ist es, dass jeder den anderen verstehen will
und sich der andere in seinem Selbstwert nicht angegriffen fühlt.
Schon ein kleines Kind weiß, dass niemand ohne Herz leben kann. Genauso wenig kann eine Familie ohne Liebe existieren. Ohne Liebe kann man nur nebeneinander leben, aber nicht miteinander. Mutter Terea sagt:
„Die Familie ist der bevorzugte Ort, um Liebe zu schenken.
Die Liebe beginnt im eigenen Haus, in der eigenen Familie.“
Adolf Freiherr von Knigge hat vor rund 250 Jahren sein berühmtes Buch über
gute Umgangsformen (1758: „Über den Umgang mit Menschen“) herausgebracht. So
ist der „Knigge“ ein Symbol für gutes und rücksichtsvolles Benehmen geworden.
Wir wollen nun einige Punkte aus einem von uns selbst zusammengestellten
„Kurz-Knigge“ für den häuslichen Umgang nennen, damit alle Familienmitglieder
sagen können, bei uns herrscht Prima Klima!
Es ist wesentlich in der Liebe, sich immer wieder daran zu erinnern, dass
mein Mann, meine Frau, meine Kinder Abbild Gottes sind und ihnen als Kinder
Gottes Würde zu eigen ist. Es steht ihnen daher Ehrfurcht zu.
Nehmen wird diese Würde wahr, auch durch ihre Fehler und Schwächen hindurch!
Meine Ehrfurcht vor dem andern wird ihn verwandeln.
Für uns Christen ist es selbstverständlich – oder zumindest sollte es sein -
dass Mann und Frau gleichwertig sind. Die Grundlage der Ehrfurcht voreinander
ist das Akzeptieren dieser Gleichwertigkeit von Mann und Frau.
Alleine das Christentum ist der Garant dafür, dass wir Frauen mit Ehrfurcht
behandelt werden.
Eine ehrliche ungeteilte Zuwendung baut den Gesprächspartner auf und ist immer wie ein Balsam für die Liebe.
Vor einigen Jahren lernten wir eine Inderin kennen, die uns ein Erlebnis mit Mutter Teresa erzählte. Als diese den Nobelpreis erhielt, befand sich unsere Inderin gerade in Schweden und wurde zu der Feier eingeladen. Sie hatte auch Gelegenheit, kurz mit Mutter Teresa zu sprechen. Sie berichtete, dass sie am meisten davon beeindruckt war, dass sich Mutter Teresa ihr mit ungeteiltem Interesse zuwandte. Es schien ihr, so erzählte sie, als hätte sie mehr Interesse an ihr als am Nobelpreis.
Wie viel mehr verlangt es die Liebe in der Familie, sich dem anderen wirklich zuzuwenden und sich für seine Freuden, Leiden, Hobbys....Freunde, Probleme ... zu interessieren.
Selbst Jesus war in seinem irdischen Dasein begrenzt. Wie viel mehr sind es
wir!
Akzeptieren wir daher unsere eigenen Grenzen und die Grenzen des anderen.
Es ist wesentlich für die Liebe, den andern nicht zu überfordern.
Das Leben in der Familie soll nicht Grau in Grau verlaufen. Der Sonntag sollte immer ein besonderer Tag sein; aber auch im Alltagstrott tut eine Überraschung ab und zu gut. Sie machen einen gewöhnlichen Wochentag zum Festtag:
Der Straßenkehrer Peppo im Buch „Momo“ antwortet auf die Frage, wie er denn so eine lange Straße kehren könne:
„Ich mach das so: Schritt, Atemzug, Besenstrich – so macht das Kehren Freude!“
Gönnen auch wir unserer Familie so einen Atemzug im Alltag!
Ein Ehemann sagte einmal:
„Meine Frau kann wunderschön Klavierspielen, sie hat eine herrliche Stimme; sie malt auch beachtlich gute Aquarelle. Sie geht zweimal in der Woche in eine Gebetsgruppe, einmal wöchentlich in einen Italienisch-Kurs, einmal in Gymnastik. - Ich aber habe Hunger, denn sie kocht nie!“
Diese Ehefrau sitzt sicher nicht hier. Aber stellen wir uns vor, wenn
dieses Multitalent einmal am Herd stünde und ein gutes Abendessen vorbereiten
würde. Was wäre das für ein Höhepunkt für ihren Mann!
Für unsere Frauen hier ist es selbstverständlich, ein gutes Abendessen
zuzubereiten.
Es fällt ihnen aber sich auch etwas ein. Ebenso den Männern – einmal
vielleicht Blumen so zwischendurch für die Frau; einmal ein Spielabend mit den
Kindern u.ä.
Eine berufstätige Frau erzählte einmal:
„Wenn ich nach Hause komme, so freue ich mich am meisten über meinen kleinen Hund. Er begrüßt mich, ich merke, wie sehr er sich freut, dass ich wieder zu Hause bin. Mein Mann ist grantig, spricht kaum ein Wort mit mir, lässt mich die ganze Hausarbeit alleine tun. Und die Kinder, wenn sie überhaupt zu Hause sind, streiten und schreien. Mir scheint, es interessiert sie nicht, ob ich da bin oder nicht. Sie wollen nur wissen, was es zum Abendessen gibt.“
So soll es in einer christlichen Familie nicht aussehen! Wir müssen die
guten Umgangsformen unserer Kultur beachten!
Unsere Höflichkeitsformen entspringen der christlichen Ethik. Der tiefste
Grund liegt in der Achtung und Liebe vor dem andern.
Sie drücken sich konkret aus in kleinen, aber wesentlichen Dingen aus:
• Höflichkeit
• Pünktlichkeit
• Freundlichkeit
• Gruß
• Ausreden-Lassen
• Zuhören-Können
• Einfühlen und Eingehen auf den andern
• verbale und nonverbale Zuwendung
• ermutigendes Wort
• ein liebenswürdiges Lächeln
• ein liebevoller Blick
Eine Begebenheit, die sich vor kurzem abgespielt hat, zeigt deutlich die Einstellung, die heute viele Menschen haben.Meine Tochter Martina war mit ihrem inzwischen einjährigen Söhnchen Daniel bei uns zu Besuch. Als sie wegging, begleitete ich sie und wir trafen eine nette, junge Bekannte. So wurde ich Zeugin des ff. Dialogs:
„Wo fährst du in den Urlaub hin?“ – „Auf den Mondsee?
Ah, da wirst du surfen!“ – „Nein. Ich erwarte mein zweites Kind!“
„Aber nächstes Jahr geht es sicher!“ – „Ja, wahrscheinlich. Aber wir wollen noch mehr Kinder haben!“
„Wirklich? Dann aber bist du alt!“
Es ist nicht „in“ heutzutage mehrere Kinder zu wollen. Fast immer ist es im
Weg. Kinder kosten zu viel. Sie sind eine Plage, geben Arbeit. Sie stören beim
Studium oder man kann dann nicht mehr so Urlaub machen wie man möchte.
Unlängst führte ich ein Gespräch mit einem jungen Vater, der mir erklärte:
„Ich bin ein Egoist. Es ist mir egal, ob es mein Kind ist, oder ein anderes. Ich mag keine Kinder. Das Kind ist nicht gewollt, es ist „passiert“ – und nun soll ich mein Leben ändern? Nein, das will ich nicht!“
Ich sagte zu ihm:
„Aber schauen Sie doch, wie wunderbar sich ein Kind entwickelt. Heute kann es, was es gestern noch nicht konnte. Niemand lächelt sie so an wie ihr Kind, wenn sie es lieben; wenn es eine Beziehung zu Ihnen aufgebaut hat. Was ist schöner als der Blick in Kinderaugen? Wie klar und unschuldig schaut es sie an; voll Vertrauen und Erwartung.“
Ich hatte keinen Erfolg mit meinen Ausführungen.
Ist die Reaktion dieses jungen Vaters typisch für die heutige Zeit? Ich
weiß es nicht. Aber ich bin davon überzeugt, dass ein christliches Ehepaar
nicht so denken kann oder zumindest umdenken lernen will.
Meine Tochter Martina überraschte mich mit ihrer Feststellung:
„Ach wie schade, dass es im Himmel keine Babys gibt! Sie sind so süß!“
In einer heiteren Meditation über dieses scheinbare Problem kamen wir zu
der Lösung, dass sich im Himmel vielleicht Jesus ab und zu als Kind zeigen
könnte.
Die Liebe zum Kind erleichtert es uns, auf seine Bedürfnisse einzugehen. Wir
wissen aus Forschungsergebnissen, dass die frühe Kindheit von
ausschlaggebender Bedeutung ist.
Ein eindrucksvolles Beispiel bringt eine amerikanische Studie an ehemaligen
KZ-Häftlingen. Sie wurden befragt, warum sie ohne Verzweiflung und anhaltende
psychische Störungen die unmenschlichen Belastungen im KZ aushalten konnten.
Die übereinstimmende Antwort war, dass sie auf Grund ihrer glücklichen
Kindheit die Kraft hatten, diese dunkle Zeit psychische gesund zu überstehen.
Auch die WHO hat einen deutlichen Zusammenhang zwischen der persönlichen
Betreuung durch eine Bezugsperson und der psychischen Gesundheit beweisen.
Im deutschen Sprachraum ist es vor allem Christa Meves, die den Müttern
unermüdlich zuruft, ihre kleinen Kinder selber zu betreuen und ihnen viel
Liebe und Zuwendung zu schenken. Ich persönlich habe es nie bereut, dass ich
viele Jahre meines Lebens meinen Beruf aufgegeben und mich intensiv meinen
Kindern gewidmet habe.
Der Lohn dafür kommt aber nicht erst in späteren Jahren, indem solche Kinder
normalerweise psychisch stabiler und mit einem gesunden Selbstwertgefühl
ausgestattet sind. Es lohnt sich vom ersten Augenblick an, seine Freude am
Kind zu suchen und zu finden; den Zauber zu entdecken, der von einem Kind
ausgeht.
Hugo von Hofmannsthal, der ein besonderes Talent hatte, das Kleine und
Alltägliche zu beobachten und zu erfreuen, hat einmal gesagt:
„Der Rosenstock vor meinem Fenster ersetzt mir viele Weltreisen.“
Wenn dies ein Rosenstock vermag, so noch vielmehr ein Kind! Kann ich mir
materiell wegen der Kinder nicht so viel leisten, so entschädigt es mich
dennoch reichlich.
Die Mutter der kleinen heiligen Therese, Zélie Martin, die 8 Kinder geboren
hat, von denen 3 schon in frühestem Alter verstorben sind, sagte: „Ich bin
dazu geboren, Kinder zu haben. Wie schön ist es, sich mit kleinen Kindern zu
beschäftigen!“
Diese Freude am Kind wünsche ich uns und unserer ganzen Gesellschaft!
Kinder bedeuten Freude, aber auch eine große Verantwortung. Kleine Kinder
brauchen viel Nähe, viel gemeinsames Spiel. Die älteren Kinder vor allem viel
gemeinsame Unternehmungen und viel Gespräch. Wir müssen mit unseren Kindern
über die wesentlichen Fragen, die sie bewegen vom Standpunkt des Glaubens aus
sprechen.
„Wenn alles in Bewegung ist, und ich mitten drinnen in diesem Geschehen bin,
dann kann ich nicht feststellen, wohin sich etwas bewegt. Wenn ich auf einem
Schiff bin, das sich vom Ufer entfernt, dann meine ich die Menschen, die auf
dem Ufer stehen, würden sich entfernen. .. Nur wer einen festen Punkt hat,
kann beurteilen, wohin sich die anderen bewegen.“
Diese Worte von Pascal gelten für uns alle, im Besonderen aber für die Jugend.
Woran soll sich die Jugend orientieren?
Wir, wir christliche Eltern sind aufgefordert, unsere Verantwortung
wahrzunehmen und unseren Jugendlichen die wahren Werte zu zeigen; ihnen Jesus
nahe bringen. Wir müssen ihnen zeigen, dass allein die Orientierung an Jesus
und den Glaubenswahrheiten, wie sie die Kirche lehrt, zu einem sicheren Ziel
führt.
Unsere Jugend wird verführt zu vorehelichen Beziehungen, zum Zusammenleben
ohne Ehe, zu Rock-Musik. die manchmal satanisch und gefährlich ist; zu
Drogenkonsum und esoterischen Praktiken und dies zum Teil sogar durch Staat
und Kirche.
Bemühen wir uns, unseren halbwüchsigen oder erwachsenen Kindern mit Liebe
überzeugende Argumente zu bringen, die sie zur richtigen Einsicht, auf den
richtigen Weg bringen.
Gar nicht so selten kommt es vor, dass Kinder aus dem besten Haus einen anderen Weg gehen als den Eltern lieb ist. Aber verzagen wir dann nicht!
Dazu ein ermutigendes Beispiel: (P.Buob)
Eine Mutter kam verzweifelt zu einem Priester und schüttete ihr Herz über ihre
beiden Töchter aus: Die erste Tochter fand, so sagte sie, einen jungen Mann,
einen „Schmusi“, zog zu ihm und lebte mit ihm zusammen. Die Mutter machte ihr
bei jedem Anruf Vorwürfe. Da wurden die Anrufe weniger und hörten schließlich
ganz auf. Auch die zweite Tochter fand so einen „Schmusi“ und alles lief in
gleicher Bahn. Beide Töchter kehrten der Kirche vollends den Rücken. Da gab
der Priester jener Mutter folgenden „Fünf-Punkte-Rat“:
Nach einiger Zeit kam die Frau glücklich zu dem Priester und berichtete,
was geschehen war: Sie hatte versucht, diesen fünf Punkte-Rat zu befolgen.
Bald darauf kam ein Pflichtanruf der älteren Tochter und diese erfuhr von
ihrer Mutter plötzlich nur Liebe. Keine Rügen, keine Vorwürfe. Wie geht es
Dir, ich denke oft an Dich, brauchst du etwas von mir ...
Kurz darauf rief die zweite Tochter an, denn sie hatte von ihrer Schwester
erfahren: Du, die Mama ist wie verwandelt, so lieb...
Bald kamen die Töchter zu Besuch und da sie nicht gemaßregelt wurden, kamen
sie gerne und es dauerte nicht lange, bis die ältere Tochter aus freien
Stücken sagte: Du, Mama, ich möchte wieder zu Hause wohnen, denn meinen Freund
habe ich aufgegeben und mit der Kirche wird es auch wieder werden ...
Es wird sicher nicht in allen Fällen so laufen. Doch was der Hl. Franz von
Sales sagte, stimmt in jedem Fall:
„Mit einem Tropfen Honig fängt man mehr Fliegen als mit einem ganzen Fass von Essig.“
Wir haben heuer ein besonderes Jahr, Sie können die Zahl 2002 von vorne
oder von hinten lesen, es bleibt 2002. Erst im Jahr 2112 ist dies wieder der
Fall. Das Zahlenspiel mit dem Jahr 2002 hat mich auf die Idee gebracht, dieses
Jahr ein „Umkehrjahr“ zu nennen, einfach weil man die Jahreszahl
verdrehen kann ohne das Jahr zu verfälschen.
Viele Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen haben heute der Familie den
Kampf angesagt und wir lesen die Erfolge dieses Kampfes jeden Tag in den
Zeitungen. Es ist ja heute fast schon „unanständig“, verheiratet zu sein, sich
zu Werten zu bekennen, vor allem wenn deren Ursprung Gott ist. Es scheint nur
mehr eine Frage der Zeit zu sein, bis die letzten Familien kapituliert. Aber
keine Angst: Schwule und Lesben vermehren sich nicht und sterben aus und es
kommt die Zeit nach 2002. Wenn man noch keinen Namen für eine nachkommende
Zeit hat, sagt man einfach „post“ davor. So gibt es die „post“-moderne und
eben auch die „post-2002“; die Zeit nach 2002.
Vielleicht geht es noch etwas weiter bergab – wenn das überhaupt möglich ist …
aber dann, liebe Brüder und Schwestern, dann kommt „unsere Zeit“. Ich sage
Ihnen, der Schrei nach gesunden Familien wird von allen Seiten ertönen, der
Schrei nach dem Schutz der Familien, nach gerechter Besteuerung der Familien,
nach dem Schutz des ungeborenen Lebens von Anfang an, der Schrei nach
Geborgenheit, der Schrei nach Sinn, der Schrei Gott!!!
Liebe Freunde, diese Entwicklung kann nicht ausbleiben – sie wird kommen
- vielleicht durch eine schmerzliche Läuterung hindurch. In Fatima verspricht
die Muttergottes „Am Ende wird mein unbeflecktes Herz triumphieren“ und die
erst vor kurzem anerkannten Botschaften von Amsterdam ermutigen uns mit dem
Satz „Seine Zeit wird aber kommen“. Das heißt die Zeit unseres Herrn und
Erlösers Jesus Christus ist näher als wir vermuten und der Untergang aller
Perversität und Gottlosigkeit steht bevor.
Christliche Familien habt Mut! Christliche Familien, haltet Euch an die Lehre
der Kirche. Seid Treue zur Eucharistie, zu Maria, der Mutter der Kirche und
zum Papst! Habt keine Angst! Tretet auf – ob gelegen oder ungelegen. Seid Euch
des Beistandes des Heiligen Geistes gewiss.
Am 12. September haben wir das Fest Maria Namen gefeiert, wir feierten die
Befreiung Wiens und Europas vor den Türken, exater gesagt vor dem Islam – und
das christliche Abendland wurde gerettet. Im Namen Mariens wurde dieser Sieg
errungen. Jetzt stehen wir wieder vor einer Schlacht, einer ungeheuren
geistigen Schlacht. Ist es nicht unglaublich, dass wir den Ausgang dieser
Schlacht schon kennen? Wie endet diese Schlacht, die sich vor unseren Augen
abspielt und in der wir mitten drinnen stehen? Kennen Sie den Ausgang? Einen
Satz sollten wir Tag für Tag meditieren, damit er uns Kraft und Mut gibt,
dieser Satz stammt von der Königin des Himmels, der Königin des Friedens, der
Frau aller Völker und erlautet: „Am Ende aber wird mein unbeflecktes Herz
triumphieren"!!!
Liebe Brüder und Schwestern, die Familie leidet heute unter einer großen, fast
unerträglichen Diskriminierung. Doch … mit dem sicheren vorausgesagten Triumph
Mariens werden auch die Familien – alle Familien - neu erblühen und in der von
Gott gewollten Ordnung leben können.
Christliche Familien von heute, ihr seid nicht allein, wir sind viele und Gott ist auf unserer Seite!
Ingeborg und Horst Obereder