Eheleute mit adoptierten Kindern bilden eine Familie, auch wenn es nicht eigene Kinder sind, die sie aufziehen. Alleinerzieher können ihren Umständen ent-sprechend um die Entfaltung eines christlichen Familienlebens gemeinsam mit den Kindern bemüht sein, obwohl Vater oder Mutter fehlen, wiederverheiratet-geschiedene Gläubige können dies ebenso, auch wenn ihre Ausgangslage besonders schwierig ist. Für Lebensgemeinschaften gilt der Begriff „Familie“ nur in einem sehr übertragenen Sinn, solange die Beziehung nicht einen dauerhaften Charakter durch Eingehen einer Bindung trägt.
Aufgabe der Kirche ist es, das Gewissen der Gläubigen zu bilden und sie zu
befähigen, in den gesellschaftspolitischen Fragen, die Ehe und Familie
betreffen, im Sinne der von Gott gegebenen Schöpfungs- und Heilsordnung
Stellung zu nehmen. Wenn vom Staat in rechtlicher, steuerlicher, finanzieller
Hinsicht Ungleiches gleich behandelt wird, so ist dies, mit oft
schwerwiegenden Folgen, ungerecht. Dies muss Anlass sein, um einzeln und
gemeinsam gegen solche Entwicklungen die Stimme zu erheben.
Die Kirche ist von ihrer Sendung her für alle da, auch für jene, die noch
nicht den Weg zum Glauben gefunden oder sich von ihm entfernt haben, bzw. die
nicht dem Glauben entsprechend leben oder auf ihrem Weg gescheitert sind.
Daher wird gerade im Zusammenhang mit Ehe und Familie die Wortwahl in der
Verkündigung besonders sorgfältig sein müssen, um Menschen, die im Widerspruch
zum christlichen Glauben leben, nicht unnötig zu verletzen; gerade solchen
Menschen soll bewusst gemacht werden, dass sie in ihren Sorgen und Nöten bei
der Kirche Heimat und Hilfe finden können. Diese Bemühungen dürfen aber nicht
zur Relativierung oder gar Verfälschung der Wahrheit in Bezug auf Ehe und
Familie führen.
Auf Lebensgemeinschaften von Personen mit homosexueller Neigung kann man den
Begriff „Familie“ nicht anwenden, weil für eine Familie die dauerhafte
Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau Voraussetzung ist.
Wichtige Fragen sind heute: Wie können Paare, die zusammenleben, ohne
verheiratet zu sein, zu einer festen Entscheidung füreinander und zum
Sakrament der Ehe motiviert werden?
Wie kann wiederverheirateten Geschiedenen und ihren Kindern wirksam geholfen
werden?
Bei solchen Bemühungen müssen sowohl Verständnis für die Situation des
einzelnen als auch Klarheit der Verkündigung das Ziel sein. Unklarheiten sind
nicht hilfreich, doppeldeutige Zeichen – wie z.B. Segnungen von Paaren, die
zusammenleben, ohne verheiratet zu sein oder von Geschiedenen, die eine neue
Beziehung eingehen, müssen vermieden werden.
Hinführung zum Sakrament der Ehe, Schritte der Ehevorbereitung, konkret auch
der Verlobung, Katechese in Bezug auf Ehe und Familie sowie entsprechende
seelsorgliche Begleitung sind zu fördern.
Immer muss bewusst sein: Um den inneren Frieden zu erlangen, bedarf es der
Bekehrung der Herzen.
Feldkirch, am 7. Januar 2002