Entstehung von "Solitude Myriam"

Danielle BOURGEOIS

Persönliches Zeugnis / Vortrag 1990 / Paray le Monial

Es ist eine große Freude für mich, mit den Geschwistern in Frankreich die wunderbaren Werke des Herrn auszutauschen. Ich habe viele dieser Werke gesehen und der Herr ist sehr delikat. Ich kam nach Frankreich, um Zeugnisse abzulegen, um zu geben. Ich habe dabei sehr viel empfangen. Wir
wollen diese Begegnung jetzt dem Herrn empfehlen: Jesus, Du ziehst uns alle an Dein Herz. Du berufst uns zur Liebe. Du berufst uns zur Heiligkeit.
Herr, ich bringe Dir alle meine Geschwister, die hier zusammengekommen sind. Du kennst ihre Herzen, ihr Leiden, ihre Hoffnung. Herr, stärke die Herzen und heile den Leib. Komm mit Deinem Hl. Geist, schenk neue Hoffnung, stärke sie im Glauben, schenk neu die Freude und den Frieden.
Schenke uns Einheit, damit wir Zeugen Deiner Liebe sind, Zeugen des Friedens für die Welt. Amen.

Gott führt bei denen, die ihn lieben alles zum Guten

Ich möchte zunächst ein Wort verkünden, das mir sehr wichtig geworden ist. Es verwirklicht sich bei uns immer mehr. Aus dem Römerbrief 8,28 ff: Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt. Bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind. Denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben. Damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei. Aber, die er vorausbestimmt hat, hat er auch berufen, und die er berufen hat, hat er auch gerecht gemacht. Die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht. (Wort des Herrn)

Dem, der den Herrn liebt, wird alles zum Guten reichen. Das ist unsere Botschaft. Eine Botschaft der Hoffnung: alles dient denen zum Guten, die den Herrn lieben. Unsere Botschaft ist eine Botschaft der Barmherzigkeit. Er hat aus uns Zeugen seines Erbarmens gemacht. Wir möchten den Menschen zeigen, dass es keine Situation gibt, die nicht so kompliziert ist, dass Gott nicht helfen könnte. Ich möchte zunächst sagen, dass "Solitude Myriam" für Geschiedene ist (alleine lebende), aber, in dem wir mit den geschiedenen Menschen arbeiten, hat das auch Rückwirkungen auf Ehepaare, die Schwierigkeiten haben und denen wir dann helfen. Diese Ehepaare leben noch zusammen und finden nach unserem gemeinsamen Gebet wieder Freude daran, zusammen zu bleiben. Es ist also eine Botschaft für die Kirche, nicht nur für die Geschiedenen. Eine Botschaft, die das Sakrament der Ehe als Grundlage hat.

Mein persönliches Schicksal

Ich wurde oft gefragt, was hat Dich dazu gebracht, dieses Werk zu gründen? Ich hatte niemals daran gedacht, irgendetwas zu gründen! Es ist mir nie in den Sinn gekommen! Es ist wirklich kein menschliches Werk, sondern ein Werk Gottes. Er hat alles gemacht und macht es auch weiterhin. Wir sind nur armselige Instrumente. Wir wollen versuchen, Ihm treu zu folgen durch die Ereignisse, die er uns zeigt. Es ist wirklich ein Werk, das von Jesus ausgeht. Das finde ich sehr schön. In Exodus heißt es, es sagt der Herr zu Moses: "Ich habe das Elend meines Volkes gesehen. Ich habe mich über sie gebeugt um sie zu erretten".

1981, in diesem Jahr entstand unser Werk, hat Gott wieder die Not seines Volkes gesehen. Eine der großen Nöte heute ist das Verbrechen der Familien, die Trennungen und Scheidungen. All diese Wunden. Ich sagte mir, unser Vater im Himmel leidet so sehr, er leidet, weil seine Kinder verletzt sind. Seine Kinder tragen Leid, es ist schrecklich. Er neigt sich wieder über sie, er kommt, um uns zu retten und uns zu heilen. Auch heute sagt er uns: ich liebe Dich! Du bist wertvoll für mich! Du zählst für mich! Du bist jemand! Du bist mein Kind, meine Tochter, mein Sohn!
Ich habe mit 18 Jahren geheiratet, mit sehr viel gutem Willen. Es gab aber bald großes Leid unter uns, von Anfang an. Nach vier Jahren habe ich einen Sohn geboren, danach haben wir uns getrennt, weil wir uns gegenseitig zerstört haben, fertig gemacht haben. Heute kann ich sagen, dass wir nicht verstanden haben, was das Sakrament der Ehe ist. Wenn ich mit 24 Jahren das Licht gehabt hätte, das ich heute habe, dann hätte ich mit der Gnade zusammengearbeitet - mit der Gnade des Sakramentes. Es hätte uns geholfen. Denen, die Gott lieben, wird alles zum Guten gereichen. Ich war christlich, ich habe praktiziert, aber mein Glaube war nicht erhellt, sondern ein Gesetzesglaube. Es war kein Glaube
der Liebe. Das ist ganz grundlegend.

Wir haben uns also getrennt, ich bin mit dem Sohn weggegangen. Wenn man mit 24 Jahren alleine ist, das ist nicht leicht. Ich habe Maurice kennen gelernt. Er war ledig. Wir haben uns verliebt. In der Tiefe meines Herzens gab es aber Kämpfe, denn ich war gläubig und praktizierte. Ich wollte keine Zivilehe, denn für mich ist Ehe das Sakrament - und ich war verheiratet. Ich habe versucht, meine Ehe annullieren zu lassen, denn ich wollte eine echte Hochzeit, eine Ehe in der Kirche schließen. Aber die erste Ehe war gültig.

Maurice hat erfahren, dass wir die Ehe nicht annullieren lassen konnten. Also, musste ich eine Wahl treffen. Unser ganzes Leben über müssen wir eine Wahl treffen, ob wir Priester oder Ordensfrau werden, uns verheiraten oder ledig bleiben, unser ganzes Leben über gibt es immer neue Entscheidungen zu treffen. Nach vielen Kämpfen und Überlegungen und Schmerzen habe ich Maurice gewählt. Ich habe ein neues Leben mit ihm angefangen. Wir haben nicht geheiratet. Nicht, dass wir es in der Liebe nicht ernst gemeint hätten, aber für uns ... Ich wollte niemand verletzen. Dies ist jetzt mein persönliches Zeugnis. Ich möchte niemand anderen verurteilen, egal wo ihr steht, was ihr lebt. Macht Euch keine Sorgen über das, was ich jetzt sage. Es ist mein Leben. Der Herr wird in Eurem Herzen das tun, was er tun möchte. Wir müssen den Geist handeln lassen in den Herzen.
Also, ich hielt nicht viel von der Zivilehe. Für mich gab es nur eine Ehe und das war die, die ich geschlossen hatte. So habe ich dann die Kirche abgelehnt. Ich ging nicht mehr zur Kirche. Heute möchte ich sagen: Bitte, geht zur Kirche! Gerade wir brauchen ja am meisten die Kirche. Jesus sagt: Ich bin nicht für die Gesunden gekommen, sondern für die Kranken. Aber ich habe mich von der Kirche zurückgezogen. Und mit Maurice zusammen haben wir uns auch von der Familie zurückgezogen. Wir haben nur mit den nächsten Verwandten Kontakt behalten. Wir wollten keinen Anstoß erregen. Wir hatten eine Wahl gegen den Glauben, gegen die Religion getroffen. Aber wir versuchten, kein Anstoß für die anderen zu sein. Wir lebten zusammen und man kann sagen, dass menschlich gesehen eine Einheit bestand, dass unsere Beziehung, menschlich gesehen, gelungen war. Und ich hatte mir gewünscht, dass ich mit meinem Ehemann diese Einheit hätte leben können, so wie ich sie jetzt mit Maurice lebe. Aber irgendwo in meinem Inneren, diese Stimme, sie sagte mir, wie zur Samariterin am Jakobsbrunnen: dieser Mann ist nicht Dein Ehemann! Diese leise Stimme, die mich ab und zu beunruhigte, konnte ich gut zum Schweigen bringen. Wir haben uns beruhigt: wir tun niemandem etwas Schlechtes an - und die Zeit verging.

Dann war ich schwanger mit dem dritten Kind. Maurice brachte mich ganz dringend ins Krankenhaus, ich hatte Blutungen und verlor das Kind. Die Ärzte haben einen Fehler gemacht, ich bekam die falschen Medikamente Und habe viel Blut verloren. Ich war dem Sterben nahe. In diesem Moment dachte ich nicht daran, mich an den Herrn zu wenden, ich hatte auch vor, zu sterben. Dann wandte ich mich doch an Christus, der an der Wand hing und bat ihn, mein Sterben um 5 Jahre aufzuschieben. Ich war knapp 30 Jahre alt. Manchmal wissen wir nicht genau, wie wir handeln. Erst mit etwas Abstand sehen wir, dass Gott in unserem Leben ist. Ich bat also den Herrn, dass er mir noch 5 Jahre Zeit schenkt, dass ich die Kinder erziehen kann, die 6 und 11 Jahre alt waren. Ich wollte für meine Kinder leben. Gott hat mein Gebet erhört. Ich wurde auf wunderbare Weise geheilt. Plötzlich kam die Blutung zum Stillstand, man konnte mich operieren, was vorher unmöglich war, und ich konnte das Krankenhaus völlig gesund verlassen. Ich habe nicht mal daran gedacht, meinem Vater zu danken für die Gabe des Lebens. Es ist unglaublich, wie gedankenlos wir oft sind. Ich dachte nur daran, noch fünf Jahre Zeit zu haben und die Kinder für das Leben vorzubereiten. Ich habe gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet ... Ich habe Geld verdient, bin gereist, - wurde sehr materialistisch, habe viel Schmuck gekauft - wenn man noch 5 Jahre Zeit hat und nicht bekehrt ist ...

Und eines Abends war ich alleine in meinem Zimmer auf dem Bett und es kam mir plötzlich in den Sinn: jetzt ist es vorbei, 5 Jahre sind um. Diese 5 Jahre vergingen so schnell, vor allem, wenn man so arbeitet. Und ich habe nachgerechnet. Es war genau Februar, 5 Jahre waren um. Der Herr würde sein Wort halten und würde mich holen. Ich war schon tot. Denn Sterben, das ist Leben ohne Gott, ich war tot, weil ich ohne Gott lebte. Gott kam, um mich aufzuerwecken. Und so empfing ich auf diesem Bett eine große Gnade. Ich sah mich auf der anderen Seite ankommen und ich machte die Erfahrung, wie nutzlos mein Leben gewesen war. Wie ich gelebt hatte indem ich reiste und Geld verdiente und kaufte - aber, so sagte ich mir, ich habe gelebt, ohne etwas zu verstehen. Und ganz plötzlich verstand ich, dass wir von Gott erschaffen sind, um zu ihm zurückzukehren. Dass der Sinn dieses Erdenlebens darin besteht, IHN besser zu verstehen, IHN zu lieben, Gemeinschaft mit IHM zu haben, mit seinem Willen, um ihn einmal in der Ewigkeit von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Ich habe geweint. Dann sagte ich mir, jetzt habe ich keine Zeit mehr, ich muss sterben, ich habe keine Zeit zum Neuanfang. Ich sagte mir, wie leben die Leute alle oberflächlich! Das Leben ist doch viel mehr! In diesem Moment hat der Herr mir einen Bekannten geschickt, der zu einem charismatischen Gebetskreis ging und der mich mitnahm. Ich wollte nicht mitgehen. Ich hatte Widerstände. Ich ging nicht mehr zur Kirche. Als ich dort ankam im Gebetskreis wurde ich ergriffen von der Liebe, die dort herrschte und von der Einfachheit. Ich war große Dame, elegant gekleidet, wie eine Puppe angezogen. Dort war die Einfachheit, die kostenlose Liebe. Und in all meiner Größe fühlte ich mich da so unglücklich.

Dann wurde eine Dame dort geheilt. Sie kam mit Krücken an, sie konnte mehrere Jahre nicht mehr gehen, und sie wurde geheilt. Ich wurde so ergriffen, ich begegnete Jesus, dem lebendigen Jesus. Ihr wisst, wovon ich spreche!! Für mich kam Jesus auf die Erde, hat eine Botschaft hinterlassen und ging wieder zurück und setzte sich an die Rechte des Vaters. Das war alles. Wir schicken unsere Gebete hinauf, er nimmt sie in Empfang - so sah ich Jesus. Aber nein, nun war ich wie vom Blitz getroffen, begegnete dem lebendigen Herrn. In meinem Herzen sagt er: warum staunst Du? Ja, ich war tot, ich bin auferstanden. Aber wenn ich lebendig bin, muss ich doch sprechen und handeln. Dann habe ich so sehr geweint. Wenn man Jesus begegnet, dem Lebendigen, dann begegnet man auch sich selbst. Ich glaube, das ist eine schöne Gnade, die ich empfangen durfte. Mir selber zu begegnen, so wie ich bin, war nicht schön. Äußerlich war ich schön, aber nicht innerlich. Ich sah meine ganze Sündhaftigkeit. Es war Gnade. Der Herr zeigte mir all meine Sünden. Und was mich am meisten berührte war, dass ich durch meine Sünden hindurch spürte, dass er mich liebt. Es fiel mir schwer, mich zu lieben. Ich war so hässlich. Die größte meiner Sünden war, dem Herrn den Rücken zugekehrt zu haben - so lange. Ja, das war die größte Sünde. Nicht der Ehebruch, ja, das auch, aber wenn man dem Herrn den Rücken zukehrt ... Und ich fühlte mich heimgesucht in meinem ganzen Inneren. Ich fühlte mich als Sünderin und ich fühlte mich geliebt, gerufen.

Ich spürte, dass Jesus sagt: nicht schlimm, dass Du gesündigt hast,
ich vergesse Deine Sünden, aber jetzt komm, erheb' Dich,
mach Dich auf den Weg, geh' mit mir!
Dass Dein Ja ein Ja sei und Dein Nein ein Nein.

Der Kampf um die Berufung

Ich kam zu Hause an und habe das Maurice und den Kindern erzählt, wie ich Jesus begegnet war. Dass für mich Jesus lebendig war, und dass er uns rief, seinen Weg zu gehen, der die Heiligkeit ist. Das ist der Ruf unserer Taufe, heilig zu werden. Heilig, weil der Vater heilig ist sagt Jesus. Er kam, um uns den Weg zu zeigen. Er sagt: wer mich sieht, sieht den Vater. Das, was ich mache, will auch der Vater.
Maurice war Jesus nicht begegnet. Das war nicht leicht. Wenn man Menschen begegnet, die in großen Schwierigkeiten sind, dann kann ich Euch sagen, dass es dramatisch ist. Du hast einen Irrtum begangen, Du hast falsch gewählt. Das darf man nicht ableugnen. Dann begegnest Du Jesus. Aber Du hast eine Familie, Kinder, da ist jemand da. Ein gemeinsames Haus, ein ganzes Leben, alles gemeinsam. Auf der einen Seite wirst Du gezogen vom Ruf Jesu, der Dich ruft zur Heiligkeit. Dann der Ruf zur anderen Seite, Deine Verantwortlichkeit, was Du seit 7 Jahren gelebt hast. Wie kann ich Jesus antworten, ohne meine ganze Welt zu zerbrechen. Ich sagte zu Jesus: Alle sind verletzt, wenn ich jetzt Maurice verlasse, das ist meine Familie. Ja, es war eine Familie. Und wenn ich zu Maurice "Ja" sage, dann kann ich auf Deinen Ruf nicht antworten. Ich bin zerrissen. Es war ein Drama - es ist ein Drama! Wir müssen diese Menschen lieben.

Heute sag ich mir: der Herr ist so gut. Er hat meine Wahl respektiert. Ich hatte einen Weg gewählt, der nicht der Seine war. Aber er kam später, um mich zu holen. Er sagt: "Jetzt verstehst Du aber!? Und jetzt hilf den Menschen, die ich zu Dir schicken werde!" So ungefähr war es. Dann fiel es mir sehr schwer, mir selbst zu verzeihen. Heute kann ich den Herrn preisen, weil er diese Bedrängnisse, die Irrtümer zugelassen hat. Heute kann ich verstehen und den Leuten sagen, auch ich habe falsch gewählt. Wenn ich da herauskommen konnte, dann bist auch Du fähig dazu! Der Herr hat uns geführt, Maurice und mich, dass wir in Keuschheit leben konnten. Heute weiß ich, dass es sehr schwer ist, wenn man sagt, die Kirche verlangt, dass Paare, Geschiedene, um zum Sakrament gehen zu dürfen, ihre Lebensweise ändern sollten und wie Geschwister leben sollen. Ich weiß: man sagt, die Kirche versteht uns nicht, sie hat keine Ahnung! Ich weiß all das. Ich habe das auch früher gesagt. Aber heute weiß ich, dass die Kirche unsere Mutter ist, eine gute Mutter. Eine Mutter, die uns nicht aus der Hand lässt. Eine Mutter, die möchte, dass ihre Kinder heilig sind, weil der Vater heilig ist - und wir sind nach seinem Bilde geschaffen. Und in welcher Situation wir auch stehen, die Kirche will uns helfen. Sie will uns aufnehmen und helfen, dass wir heilig werden. Es sind keine Forderungen, die unser Glück verhindern, sondern, sie führen uns zum währen Glück. Man braucht Gnade, um das zu verstehen. Maurice und ich, leben nun seit 7 Jahren dieses brüderliche Leben. Das hat unsere Verbindung verändert - durch das Gebet war es möglich. Ich muss jetzt kürzen, wir haben wenig Zeit.

Vor 7 Jahren habe ich Maurice vorgeschlagen, auf den Ratschlag eines Priesters, dass wir in Keuschheit leben, dass wir wie Bruder und Schwester leben. Aber Maurice war ein Mann, ein wirklicher Mann. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Er war zornig - und er hatte die besten Gründe der Welt, die Ihr Euch vorstellen könnt. Wirklich gute Gründe. Ich war wieder unruhig und unsicher. Ich ging wieder zu meinem geistlichen Begleiter und sagte: Maurice hat gesagt, wir haben eine Familie - der Herr ist barmherzig usw. Und der Priester sagt: "Gerade weil der Herr gut ist, gerade weil der Herr barmherzig ist, will er Euch verzeihen, Euch ein neues Leben schenken, ein heiliges Leben, ein reines Leben." Und nach vielen Kämpfen, es war für Maurice sehr schwer, dankte ich dem Herrn, weil er mir durch diese Kämpfe die Kraft schenkte, IHM treu zu bleiben. Ich sagte "Nein" zu den Annäherungen von Maurice. Ich sagte zu Maurice: "Vor langer Zeit habe ich Dich gewählt, Maurice, anstatt Jesus. Heute wähle ich Jesus. Ich bin bereit, Dich zu verlieren. Meine Wahl ist Jesus. Wenn Du mir nicht folgen kannst, verstehe ich es. Du bist ledig. Aber versuche, zu heiraten. Versuche, jemanden zu finden. Ich aber möchte jetzt mein Kreuz tragen."

Maurice hatte keine Gelegenheit, einen geistlichen Weg zu gehen. Er musste nachts arbeiten, er konnte nicht zum Gebetskreis kommen. Aber der Herr respektierte das, was ich lebte. Er respektierte es. Eines Tages, nachdem Maurice einige Abenteuer gehabt hatte, kam er nach Hause und sagte: Danielle, ich weiß, dass Du recht hast. Im Tiefsten habe ich keine Lust auf eine andere Frau. In meinem Herzen bist Du meine Frau, Dich liebe ich. Wir haben unseren Sohn und den anderen Sohn, wir sind eine Familie. Ich möchte so leben, wie Du lebst. Ich spüre, dass Du Dich verändert hast. Ich spüre, dass Du recht hast. Aber ich kann nicht keusch leben. Ich habe ihn dann gefragt: Sollen wir Jesus bitten und er sagte: Ja. Wir sind niedergekniet und haben gebetet. Ich rate Euch, betet zusammen! Das ist die Lösung. Gott hört unsere Gebete. Er erhört sie. Und da er unser Vater ist, will er uns glücklich haben, er schenkt die Gnade, dies zu tun. Und nach einem Jahr erhielt auch Maurice die Kraft, in Keuschheit zu leben. Ich will nicht mehr viel erzählen, ich will ihn nur ganz kurz fragen, ob er glücklich ist?

Maurice, bitte komm und erzähl uns, wie Du heute lebst. Bist Du glücklich?

Maurice: Ich werde versuchen, nicht von mir zu reden sondern vom Herrn, was er für mich getan hat. Er hat alles gemacht. Ich hab' nicht viel getan dabei. Als Danielle mich bat, dass wir wie Bruder und Schwester leben sollten, war ich nicht bereit dazu. Ich hätte es nicht verstanden. Es war zu schwierig. Aber als ich innerlich "Ja" sagte, gab der Herr mir die Gnade, so zu leben. Und ich möchte nicht zurückgehen.
Danielle: Vielleicht kannst Du uns sagen, was Du oft in Zeugnissen sagst. Maurice hat die Frauen sehr gern gehabt, er gehörte nicht zu den Dummköpfen, er hat sie heute noch gern.
Maurice: A ja, - Der Herr bat mich, ihm eine Frau zu schenken. Ich hatte Danielle sehr gerne, aber ich musste sie loslassen. Ich spürte, dass sie recht hatte, war aber nicht bereit, so zu leben. Der Herr bat mich, aber ich wollte sie nicht verlieren. Eines Tages sagte ich: der Herr hat mich um eine Frau gebeten und hat mir 40 geschenkt. Aber vorher hat er mein Herz verändert, meine Augen verändert, damit ich anders sehen kann. Er schenkte mir nicht 40 Frauen vor meiner Bekehrung, das wäre zu viel gewesen für mich.

Ein gemeinsamer - getrennter - Weg

Danielle: Von da ab gingen wir einen gemeinsamen Weg. Ich ging in ein Ordenshaus, einer neuen Gemeinschaft in Kanada, sie heißt "Myriam Bethlehem". Und ich spürte einen Ruf, aber ich wusste nicht wozu. Ich habe dem Herrn 1 Jahr meines Lebens geschenkt und in dieser Zeit lehrte er mich, mich vom Hl. Geist führen zu lassen. Als ich nach diesem Jahr zurückkam, wurde ich eingeladen, Zeugnis zu geben. Dort im Kloster, in dieser Gemeinschaft, hatte ich gelernt, mir selber abzusterben. Es gab sehr vieles in mir, was sterben musste, damit mich der Herr zu neuem Leben erwecken konnte. Ich wurde also eingeladen, Frauen Zeugnis zu geben. Einige haben mich am nächsten Tag angerufen, Ich muss sagen, "Solitude Myriam" ist ein Werk, das im Leiden schwimmt. Menschen, die so sehr zerbrochen sind, die so viele Verletzungen erfahren haben und Hoffnungslosigkeit.

Ich fühlte mich so armselig vor diesem Leiden und ich fragte mich, was kann ich tun. Ich schaute auf Mutter Theresa, diese gute Frau, die knapp 1,5 m groß ist, und sie vollbringt dieses außergewöhnlich große Werk. Sie muss sich so klein fühlen, dachte ich mir, aber Jesus ist groß in ihr. Ich fühlte mich sehr armselig. Eines Tages habe ich zum Herrn gerufen - ich hatte einige Anrufe bekommen - Herr, Du bist der Vater all dieser Menschen. Sie wenden sich an mich, als ob ich Gott wäre. Du bist der Allmächtige. Du musst Ihnen helfen, Herr. Und ich spürte in meinem Herzen, das hat Moses getan. Er stieg auf einen Berg und weinte für das Volk. Und der Herr sagt: Ich habe dem Moses alles gegeben, was er brauchte. Ich werde Dir auch geben, was Du brauchst. Ich war nicht weiter gekommen. Aber ich hatte eine Intuition, dass der Herr unser Werk führen würde. Ich ging schlafen. In einem Traum hat der Herr mir eine Antwort gegeben. Vielleicht bin ich, wenn ich betäubt bin, offener für sein Wirken. Ich sah eine Herde von Schafen. Es waren verletzte Menschen, Geschiedene.

Und ich hörte die Herrlichkeit Gottes. Ich sah sie nicht, aber ich hörte IHN. Er sagte: beeile Dich und sammle sie um Dich, denn der Löwe will sie zerreißen. Beeile Dich und führe sie zusammen, ich werde sie heilen. Ich schenke ihnen neu die Freude. Du wirst keine Geschiedenen mehr in meiner Kirche haben, sondern Geweihte. Ich möchte sie zu meiner Ehre in meinem Reich. Es wird "Solitude Myriam" heißen. Ihr werdet viele Priester aufnehmen, die bei Euch die Kraft empfangen werden, dass sie ihre Keuschheit, ihre Einsamkeit ertragen können.

Als Beweis, dass dies alles vom Herrn war, wachte ich auf mit einem Lied, das ich nicht kannte. Das Lied enthielt den ganzen Auftrag, unsere Sendung. Ich ging zur Gründerin von "Myriam", zu unserem Bischof, zu unserem geistlichen Berater - und sie alle haben es bestätigt. Sie sagten "Ja", das ist vom Herrn, führ sie zusammen.

Mit jedem, der mich anrief, habe ich dann einen Termin ausgemacht. Und so kamen zwölf Frauen zusammen. Das ist nicht viel. Zwölf Geschiedene, in der Masse der Geschiedenen, die es gibt, ist das weniger als ein Wassertropfen. Ich habe mich getröstet und dachte, wenn der Herr die ganze Welt evangelisiert hat, von 12 Männern ausgehend, dann kann er dasselbe mit 12 Frauen machen.

Ich selbst habe nun nichts gemacht, nichts Besonderes. Diesen Leuten habe ich geholfen, zu beten und ihnen mitgeteilt, dass ich bei "Myriam" meine Ausbildung erhalten habe. Wir haben eine Ikone von Maria und eine Ikone von Jesus aufgestellt und haben ganz einfach gebetet.
Die ersten Male waren es vor allem Klagen, Lamentationen, Aggressionen. Aber zu meiner großen Überraschung, nach wenigen Wochen, war das Gebet Danksagung, Lobpreis — man weinte nicht mehr! Und Jesus verwirklichte das, was er mir angekündigt hatte: führe sie zusammen, ich werde sie heilen, ich schenke ihnen die Freude, ich nehme die Traurigkeit aus ihren Herzen.

Seit 5 Jahren sehe ich Jesus am Werk. Es ist unglaublich! Es ist so schön! Nach einem Jahr ging ich auf die Bitte meines geistlichen Begleiters zum Bischof. Ich sagte: Herr Bischof, dort sind 30 Frauen, die sich dem Herrn weihen möchten. Sie möchten geweihte Geschiedene in der Kirche werden. Der Herr sagte uns, Du bist wertvoll, Du bist jemand. Dein Mann ist zwar weggegangen und hat ein anderes Leben begonnen. Aber Du gehörst mir, ich heirate Dich, Du bist meine Braut! Und dies alles trotz des Ehesakramentes ... Der Herr Bischof (Name: Valois) war sehr gerührt. Wir hatten den Herrn Bischof gebeten, dass wir die eucharistische Gegenwart des Herrn in unserem Hause haben dürften. Und noch nie, sagte der Bischof, während meiner ganzen Zeit in diesem Amt, habe ich diese Sondererlaubnis erteilt. Und zum ersten Mal bittet man mich um die Erlaubnis, dass Menschen die radikale Botschaft des Evangeliums leben dürfen. Das trifft mich sehr! lch muss sagen, Herr Bischof Valois ist ein wirklicher Vater für uns. Er ermutigt uns in allen Arten von Schwierigkeiten. Es gibt Angriffe, unhöfliche Briefe ... Der Herr Bischof hilft uns sehr, er hat uns sogar gesegnet. Nach fast 5 Jahren sind wir jetzt 65 Frauen, die sich der Kirche geweiht haben. Das ist immer noch nur ein Wassertropfen im Meer, aber ein Tropfen der Hoffnung.

Natürlich muss man sich nicht weihen. Man fragt uns oft: Warum weiht Ihr Euch? Warum macht Ihr das? Wir tun dies, weil uns klar ist, dass diese Weihe die Kraft des Gelübdes schenkt. Immer, wenn jemand Gelübde ablegt, ist es ein Regen der Gnade für die Kirche. Diese Gnaden sind nicht besonders für uns, sondern für die Kirche. Ein Gelübde der Treue an Gott. Wir engagieren uns, die Keuschheit in der Welt zu leben. Wenn der Mann zurückkommen würde, und das ist vorgekommen, dann führen wir wieder ein Eheleben und leben die eheliche Keuschheit, so wie vorher. Wir engagieren uns auch für die Kirche, indem wir uns engagieren, Liebe und Keuschheit zu leben.

Geschieden sein könnte leicht zur Traurigkeit führen.
Also, engagieren wir uns, dass wir fröhliche Zeugen sind.

Wir rechnen dabei auf die Gnade des Gelübdes, dass wir wirklich fröhliche Zeugen sind. Wenn wir Zeugnis ablegen, dann sind wir immer gleich 40 oder 50 Leute hier. Es wäre schwer, alleine. Letztes Jahr war ich, in Europa, alleine.

Diesmal ist Maurice dabei und das ist sehr viel leichter! Die Leute sagen, was uns am meisten anrührt, ist Eure Freude! Ihr seid geschieden, habt Euch getrennt, Ihr seid in Unsicherheit, alleine, und seid immer noch fröhlich. Das berührt uns. Wir können sagen, dass Jesus uns wirklich eine neue Freude geschenkt hat. Die Leute sagen, für mich ist alles kaputt in meinem Leben. Ich habe keine Hoffnung mehr. Meine Ehe ist kaputt. Ich sage Ihnen: Nein. Dein Eheleben ist gescheitert, deswegen ist aber nicht Deine Ehe als solche gescheitert. Es kann sein, dass Dein Ehepartner weg ist. Aber Jesus lässt Deine Ehe gelingen. Denn das wahre Ziel der Ehe, der Dienst, den wir von Gott durch das Sakrament empfangen, das ist die Heiligung unseres Partners. Indem wir also alleine bleiben, in Treue, weiht man sich Gott. Indem man sich Gott ganz ausliefert für die Heiligung unseres Partners, erfüllen wir ganz vollkommen unseren Dienst, unseren ehelichen Dienst. Wir werden Zeugen! Wir leben in Fülle das Ehesakrament. Das ist unsere Botschaft. Das ist der Sinn der Treue. Denn durch unser Leiden empfängt der Partner vieles. Das ist natürlich schwer.

Die vier Etappen der Heilung

Der erste Schritt, den wir machen, ist Revolte, Auflehnung. Wir machen aber einen Schritt in 4 Etappen. Ich erzähle das immer von diesen 4 Schritten. Diese 4 Schritte lebt auch der Partner. Man lebt es auch schon vorher - gemeinsam. Das gilt für jedes christliche Leben.

Die erste Etappe ist die Annahme. Das Ja-Sagen. Annehmen, dass Dein Leben heute so ist, wie es ist. Annehmen der Grenzen meines Partners. Annehmen Deiner eigenen Grenzen. Annehmen, dass der Partner wegging wegen einer anderen. Wenn man das nicht akzeptiert hat, dann träumt man, dann ist man nicht realistisch. Dann zerbricht man und kann den Weg nicht gehen. Man muss also zunächst realistisch sein, die Situation so sehen, wie sie ist. Es ist schwer. Es ist eine Zerreißprobe. Man muss auf Jesus schauen in Gethsemani als er sagt: "Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen!" Er war nicht fähig. Als Mensch war er nicht fähig. Das Leiden, das er kommen sah, das zerriss ihn. Aber sofort danach sagte er: "Nicht mein Wille, Vater, sondern Dein Wille geschehe! Das ist die Annahme, das Ja-Sagen. Nicht mein Wille, Herr ...

Die zweite Etappe ist das Verzeihen. Verzeihen in diesen Situationen ist keine Kleinigkeit. Das müssen wir erbitten. Durch die Sakramente wird uns das geschenkt. Wenn man für uns nicht beten würde, wenn nicht ständig das Allerheiligste ausgesetzt wäre, wenn wir das Gebet nicht hätten, dann könnten wir das nicht bestehen. Vater, verzeih ihnen, sie wissen nicht, was sie tun. Sie wissen es nicht! Ein Partner, der wüsste, aus welchen Gründen auch immer (oftmals weiß er es nicht) er weggeht, wie viel Leid er einem zufügt, er würde nicht gehen. Es gibt Egoismus und was immer. Aber ich sage, Dein Partner ist nicht böse, er hat Verletzungen! Und wegen seiner Verletzungen handelt er so! Im Gespräch sagen die Frauen dann oft: Ja, Du hast recht, er war nicht so schlecht. Und sie lieben ihn neu.

Die dritte Etappe ist die Versöhnung. Das Verzeihen kann man ganz billig geben: ich verzeih Dir, aber bleib, wo Du bist. Aber Versöhnung, das heißt, neu lernen, den Partner zu lieben. Neu lernen, sich selbst zu lieben. Es ist schwer. Man macht sich Vorwürfe, was habe ich falsch gemacht? Was hätte ich tun sollen? Also: sich selbst zu verzeihen, sich mit sich versöhnen, mit Gott und dem Partner. Neu lernen, im Herzen ihn zu lieben. Ich habe Versöhnungen erlebt von Paaren, die wirklich neu zusammengefunden haben - nach 13 Jahren der Trennung. Sie sind heute sehr glücklich. Versöhnung in der Familie. Ohne Versöhnung im Herzen gibt es keine Versöhnung in der Familie. In jenem Falle hatte der Mann eine neue Beziehung angefangen, aber es gab Versöhnung in der Familie. Der Vater kam zu einer gemeinsamen Mahlzeit nach Hause und sagte: Unsere Kinder haben das Recht, dass sie ihre Eltern gemeinsam sehen, dass wir miteinander reden und austauschen; dass wir über Verwundungen hinweggehen und dass die Kinder sich mit einem Vater identifizieren können. Es ist schön, so eine Versöhnung. Diese Leute sind frei. Wenn man einem Ehepartner auf diese Weise verzeihen kann, dann erweist man eine innere Freiheit. Ich muss sagen, an dem Tag, wo ich wirklich verziehen hatte, war ich wie ein Vogel aus dem Gefängnis entflohen. Es gab keinen Bruch mehr in mir. Man hat als Ziel die Heiligung des anderen. Es gäbe noch sehr viel zu sagen, wir haben nicht die Zeit dazu. Aber ich kann Euch sagen, egal, wo wir auch immer stehen, in welcher Situation auch immer, egal, welchen Fehler wir begangen haben, egal wie groß unsere Sünde war, Gott, unser Vater, ruft uns, ihm ganz nahe nachzufolgen.

Die vierte Etappe ist unsere Weihe. Man möchte weitergehen. Wenn man verziehen hat und sich versöhnt hat, dann möchte man sich Gott ganz hingeben, für die Heiligung des Partners. Ich kann eine Geschichte erzählen: Wir waren in der Kapelle eines Tages, hatten einen schönen Abend verbracht, Liebe floss zwischen uns und ich bat den Herrn um den Segen. Herr, segne unsere Kinder, segne unsere Partner, segne die neuen Partner unserer Ehepartner, dass wir alle eines Tages im Himmel vereint sind. Da höre ich: 0 nein - erste Reaktion! Später lernte ich dann, dass es unser Bruder ist. Warum können wir diese Liebe nicht jetzt schon leben? Ohne zu urteilen, ohne zu verurteilen. Den anderen aufnehmen. Eine Aufnahme in Liebe, die heilt. Christus kam, um uns seine Liebe zu schenken. Er sagt: Ihr sollt eins sein, damit die Welt glaubt.
Liebt einander, wie ich Euch geliebt habe. Und Jesus, wie hat er uns geliebt?! Er hat sein Leben hingegeben für uns. Also müssen auch wir unser Leben hingeben für die Brüder. Man sagt heute oft, die Kirche braucht das. Die Kirche braucht Märtyrer, die bereit sind, von neuem ihr Blut fließen zu lassen. Wir sind moderne Märtyrer - im Leiden. Egal, welche Leiden wir tragen: durch Krankheit, durch Armut, durch Trennung, durch Scheidung. Lassen wir von neuem das Blut Christi fließen, dieses reine Blut, das alles reinigen und läutern möchte - in seinem mystischen Leib. Gott möchte von den Menschen verbunden werden. Und indem wir zusammenhalten, empfangen wir die Kraft Gottes, um heilig zu werden, weil unser himmlischer Vater heilig ist. Amen!